Sie sind mutig und sie sind bereit Opfer zu bringen: Derzeit gehen vor allem Frauen in Iran auf die Straße, um sich der engen Regeln und des Bestrafungssystems zu entledigen, das ihnen die Mullahs auferlegt haben – leider legitimiert durch eine Religion. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat dagegen in einer Bundestagsrede behauptet, die Gewalt gegen Frauen in Iran – habe mit Religion und Kultur «nichts, aber auch gar nichts zu tun». Die von Baerbock ausgegebene „feministische Außenpolitik“ entpuppt sich beim Thema Islamismus mehr als weltfremd, ignorant und Ideologie-verblendet.

Im Iran mussten in weniger als zwei Wochen bisher mindestens 76 Menschen sterben, weil sie gegen das islamistische Mullah-Regime und den staatlichen Kopftuchzwang demonstrierten. Auslöser der landesweiten Proteste: Die junge kurdische Frau Mahsa Jina Amini (22) wurde am 16. September von der „Sittenpolizei“ in Teheran totgeprügelt, weil sie ihr Kopftuch nicht entsprechend der offiziellen religiösen Regeln im Iran getragen haben soll. Dazu sagte Baerbock im Bundestag: „Bei allem Respekt vor kulturellen und religiösen Unterschieden. Wenn die Polizei, wie es scheint, eine Frau zu Tode prügelt, weil sie aus Sicht der Sittenwärter ihr Kopftuch nicht richtig trägt, dann hat das nichts, aber auch gar nichts, mit Religion oder Kultur zu tun. Dann ist das schlicht ein entsetzliches Verbrechen.“

Es ist ein Verbrechen, allerdings greift es zu kurz. Der Glaube, dass Religionen und damit auch der Islam grundsätzlich immer einen guten Kern haben, ist falsch. Brutale Ausdrucksformen und Missbrauch unter dem Mantel der Herzlichkeit und Güte einer Religion zu verklären, ist gefährlich. Dieses Denken bezieht sich auch nicht nur auf Religionen: Stalin, Mao, selbst Hitler wollten aus ihrer Sicht nur das Beste für ihr Land und die Menschen sind ihnen gefolgt.

Religionen sind als Ideologien Zeiten entstanden, in denen es politische Ideologien wie Sozialismus, Nationalismus oder Kapitalismus nicht gab und Religion als kulturelles System im Vordergrund stand. Religionen sind nicht gut oder schlecht, sie bedienen Klischees, Ängste und Macht, aus denen sich Wenige aus vollem Umfang bedienen und der schweigende Rest folgt ihnen, im Glauben daran, dass die Anführer das Richtige tun. Das ist der Charakter einer Religion. Deshalb hat der Mord an Mahsa Amini ebenso viel mit dem Islam zu tun, wie die Hexenverbrennungen mit dem Christentum. Es kommt nicht darauf an, was im Koran steht, sondern wie Religion in der Praxis gelebt wird.In der Bibel steht kein Wort von Hexenverbrennung und doch fand Europas letzte Hexenverbrennung 1807, unter Jubel der Bevölkerung, in einer ermländischen Kleinstadt statt.

Religionen wurden von Menschen gemacht. Mit demokratischen Gesellschaften sind sie nur kompatibel, wenn sie stark eingehegt werden, ihren Organisationen die politischen Machtmittel genommen und ihnen mit den Ideen der Aufklärung und Menschenrechte ein intellektuelles Denken entgegengestellt wird. Genau das verweigert Annalena Baerbock. Nun fordert sie auf EU – Ebene Sanktionen gegen den Iran – wegen des Verbrechens der Polizei. Ohne zu verstehen, dass die Polizei nach den Scharia Gesetzen der Religion und dem politischen Gesetzen handelt. Das Kopftuch betrachtet Baerbock weiterhin als ein Symbol der Freiheit – auch im Iran. So, als würde es keinen Unterschied machen, ob man sich in einem freien Land für Verhüllung entscheidet – oder ob man von einem religiös-totalitären Regime dazu gezwungen wird.

Wie zusammenhanglos das eigene Weltbild ist, merkt man oft erst, wenn es in sich zusammenbricht. Man kann dann den Kampf der geistig Unbedarften kämpfen; den Kampf derer, die nicht zu verstehen in der Lage sind, dass sie sich verrannt haben oder man erkennt die Realität an. Diese Realität bedeutet, dass die Scharia im Fall Mahsa Jina Amini leider brutal ausgeführt wurde.

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