Europa blickt auf den Himmel, als sei er ein Kriegsgebiet. Russische Drohnen greifen an, Tanker werden bedroht, kritische Infrastruktur in Gefahr – so lautet der Tenor der Schlagzeilen in den letzten Wochen. Bilder von fliegenden Unbekannten, die Städte und Häfen überqueren, sorgen für Alarmstimmung. Politiker warnen, Medien berichten. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Die Geschichte der Drohnenangriffe ist voller Missverständnisse, Übertreibungen und unbelegter Meldungen. Die medial angeheizte Drohnen-Hysterie bröckelt zusehends.
Zahlreiche Vorfälle, die zuerst als eindeutige Angriffe präsentiert wurden, entpuppen sich bei genauer Prüfung als Trugschlüsse. Am Wochenende des 4. bis 5. Oktober 2025 kam es zu einem Vorfall am Flughafen Vilnius in Litauen, der zunächst als Drohnenangriff interpretiert wurde. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich um eine Schmuggelaktion handelte. Bis zu 25 Heißluftballons, die mit Zigaretten beladen waren, drangen in den litauischen Luftraum ein und führte zur Schließung des Flughafens. Am Freitag, dem 3. Oktober 2025, kam es am Flughafen Frankfurt zu einem Vorfall, der zunächst als schwerer Drohnenangriff interpretiert wurde. Ein 41-jähriger Mann ließ seine neu erworbene Drohne gegen 6:00 Uhr in der Flugverbotszone des Flughafens aufsteigen.Selbst die Bundeswehr musste mehrfach dementieren: Berichte über russische Drohnenüberflüge konnten nicht bestätigt werden. In Dänemark und anderen Ländern wird mittlerweile vorsichtiger formuliert: Statt von sicheren Drohnenangriffen spricht man nur noch von „Luftbeobachtungen“.
Ein besonders spektakulärer Fall schien die Drohnengefahr zu bestätigen: Ein angeblicher „russischer Drohnen-Tanker“, beschlagnahmt von französischen Spezialeinheiten, sollte Beweise für eine gezielte russische Operation liefern. Doch die Fakten sprachen eine andere Sprache: Weder Drohnen noch russische Flagge waren an Bord. Die Mannschaft war chinesisch, die Geschichte der Drohnen an diesem Tanker entpuppte sich als nicht belegbar. Auch in Polen wurden Vorfälle zunächst dramatischer dargestellt, als sie waren. Ein angeblicher Drohnenangriff wurde als russische Spionageaktion interpretiert. Später korrigierte die polnische Regierung die Aussagen, und die Beteiligung Russlands wurde dementiert. Ein technischer Faktor verstärkt die Wahrnehmung von Drohnen als Bedrohung. DJI, der weltweit führende Hersteller ziviler Drohnen, schwächte Anfang 2025 sein FlySafe-System, das vorher Starts in sensiblen Zonen blockierte. Nun können mehr Drohnen starten, und ihre Bewegungen werden beobachtet – was fälschlicherweise als Angriff interpretiert werden kann.
Die Rolle der Medien ist dabei zu hinterfragen. In zahlreichen Artikeln wird Russland als Verantwortlicher für die Drohnenangriffe dargestellt, ohne dass belastbare Beweise vorliegen. Politiker wie Friedrich Merz, Boris Pistorius und Markus Söder griffen früh zu Schuldzuweisungen, lange bevor unabhängige Überprüfungen Ergebnisse lieferten. Selbst Journalisten selbst äußern Kritik: Korrespondentin bei Euronews, bemängelte, dass medial und politisch Angst geschürt werde, ohne dass die Berichte haltbar seien.
Das Muster wiederholt sich: Spektakuläre Schlagzeilen erzeugen Aufsehen. Politische Akteure reagieren reflexartig. Die Öffentlichkeit wird alarmiert – doch sobald unabhängige Überprüfungen stattfinden, lösen sich viele der vermeintlichen Drohnenangriffe in Luft auf. Wenn die Hysterie nachlässt, bleibt die nüchterne Erkenntnis: Drohnenangriffe sind bisher keine allgegenwärtige Gefahr, und voreilige Schuldzuweisungen untergraben die Glaubwürdigkeit von Politik und Medien. Sensation mag Aufmerksamkeit bringen, doch nur eine sorgfältige Überprüfung schützt vor falschen Alarmen und übertriebenen Reaktionen, die durchaus gefährlich werden können.