Manche Menschen verstehen den „Hype“ um den Rheder Markt nicht. Um ihn zu verstehen, muss man einige Jahrhunderte zurückschauen. Die Ursprünge des Rheder Marktes lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Damals war Rhede ein Knotenpunkt für Händler und Reisende, die entlang der alten Handelswege zogen. Der Markt diente ursprünglich als Handelsplatz, auf dem Waren aus der Umgebung und von weit her angeboten wurden. Bauern, Handwerker und Kaufleute trafen sich hier, um ihre Produkte zu verkaufen und wichtige Güter für den täglichen Bedarf zu erwerben.

Schon damals war der Markt an der Grenze ein Warenumschlagplatz, den es in dieser Form in der Region eher nicht gab. Papenburg bestand zu diesem Zeitpunkt noch aus Moor und einer Burg, es gab tatsächlich wenig Möglichkeiten, mitten im Moor so einen Markt auszurichten. Von daher war es eines der größten Feste in der Region. Schon damals tief verwurzelt, bekam der Markt aber in nach einem der verheerendsten Konflikte der europäischen Geschichte, eine völlig neue Bedeutung zu.

Kollektives Trauma

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hatte tiefgreifende Auswirkungen auf Deutschland. Dieser Krieg, der aus religiösen, politischen und territorialen Spannungen entstand, führte zu enormem Leid, Tod und Zerstörung, und hinterließ ein kollektives Trauma, das die deutsche Gesellschaft nachhaltig prägte. Der Krieg, der als Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten begann, entwickelte sich zu einem umfassenden Machtkampf zwischen den europäischen Großmächten. Schätzungen zufolge starben bis 40 % der Bevölkerung, was in bei der damaligen Bevölkerungsdichte bis 8 Millionen Menschen entspricht.

Das Emsland und insbesondere kleine Dörfer wie Rhede erlebten den Dreißigjährigen Krieg  als eine Zeit großer Not und Zerstörung. Die strategische Lage der Region entlang wichtiger Verkehrswege machte sie anfällig für Truppenbewegungen und Besetzungen durch verschiedene Kriegsparteien. Die Handelsroute, die einst den Rheder Markt entstehen ließ, wurde nun zum Verhängnis des Ortes.

Der Krieg zog nicht nur reguläre Armeen an, sondern auch marodierende Söldnertruppen, die die Dörfer plünderten und die Ernten zerstörten. Viele Menschen wurden Opfer von Gewalt oder starben an den Folgen von Hunger und Krankheiten, die durch die Kriegsumstände verschärft wurden.Die Landwirtschaft, die das Rückgrat der lokalen Wirtschaft bildete, wurde durch die ständige Bedrohung durch Soldaten und die Zerstörung der Felder stark beeinträchtigt.

Rhede war zu dieser Zeit mehrfach von unterschiedlichen Truppen besetzt, die auf ihrem Weg durch das Emsland zogen. Jede Besatzung brachte neue Plünderungen und forderte Tribute von der ohnehin schon völlig verarmten Bevölkerung. Die ständige Bedrohung und Unsicherheit führten zu einem Klima der Angst und Verzweiflung unter den Dorfbewohnern. Die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in Rhede, brachen während des Krieges weitgehend zusammen.

Friedenszeiten

Nach dem Westfälischen Frieden von 1648, der den Krieg beendete, begann für Rhede und das gesamte Emsland eine langsame Phase des Wiederaufbaus. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Region sich wirtschaftlich und demografisch stabilisierte. Die Erfahrung des Dreißigjährigen Krieges hinterließ jedoch tiefe Spuren in der kollektiven Erinnerung der Menschen. Die Nachwirkungen dieses Krieges waren noch viele Jahrzehnte spürbar und beeinflussten die Entwicklung der Region schwer und nachhaltig.

Anfang des 17. Jahrhunderts, als die Region sich langsam von den Verwüstungen des Krieges erholte, gewann der Rheder Markt erneut an Bedeutung. Er wurde zu einem Symbol für den Wiederaufbau und den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Die Menschen kamen zusammen, um Handel zu treiben, aber auch um das Leben zu feiern, sich zu erinnern und die Menschen zu treffen, welche die Schreckensherrschaft überlebt hatten.

Lebendiges Zeugnis dieser langen Geschichte

Auch im 20. Jahrhundert blieb der Rheder Markt ein wichtiger Bestandteil des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in der Region. Trotz der Herausforderungen durch die beiden Weltkriege und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde der Markt immer wieder neu belebt. In dieser Zeit wandelte er sich zunehmend zu einem Fest, das nicht nur dem Handel diente, sondern auch der Unterhaltung und dem gesellschaftlichen Miteinander.

Heute ist der Rheder Markt ein lebendiges Zeugnis dieser langen Geschichte. Er steht dafür, dass in neuen, unbekannten und manchmal schwierigen Zeiten einen Ort gibt, der ehrlichen traditionellen Handel immer noch ehrt und Jung wie Alt zusammenführt. Ein Ort, an dem jeder willkommen ist und in einer fühlbar immer schnelleren Welt alte wie neue Werte Bestand haben. Er verbindet Tradition und Moderne. Die bunten Stände und die fröhliche Atmosphäre erinnern daran, dass der Markt über die Jahrhunderte hinweg ein Ort der Begegnung, des Austauschs, der Erinnerung, der Zukunft und insbesondere des Lebens war und ist. Mehr dazu: Rheder Herbstmarkt_druck (2) (1)

Der Hafen im Wandel der Zeit

Zur historischen Vergangenheit des Ortes gehört, dass der Hafen einst einer der größten Umschlagplätze im Emsland darstellte. Die Schiffbarkeit der Ems erlaubte bereits im Mittelalter, dass Rhede ein bekannter Umschlaghafen war, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten blieb, Jahre später wurde er abgebaut und das Grundstück an einen privaten Unternehmer verkauft. Im letzten Jahr hat die Gemeinde das Grundstück zurückerworben und auf den Rheder Bürgermeister Jens Willerding prasseln nicht wenige Wünsche und Vorstellungen ein, was genau nun auf dem Gelände direkt an der Ems passieren soll. Beginnend damit, dass einige dort die Errichtung von Penthäusern begrüßen würden, sind andere Personen nur am Erhalt der Grünfläche interessiert, da ist die Vorstellung einer ausschließlichen Wanderroute oder aber die, dass ein lokaler Verein dort sein Vereinsgebäude errichten möchte.

Weiterhin gibt es den Ansatz der historischen Nutzung. Die beinhaltet, dass die alte Krananlage, deren Fundamente in Teilen noch vorhanden sind, als „Hingucker und Kulisse“ neu aufgebaut wird. Diese Version der Vorstellung, könnte mit Gastronomie untermalt werden, samt Steganlage. Bislang findet am Altarm jährlich das Drachenbootrennen statt und nicht wenige Personen möchten diese Aktivitäten gerne ausweiten. Insbesondere der Rheder Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe (HHG) macht sich für diese Idee stark. Amandus Bohmann, Vorstand des Vereins, erklärt auf Nachfrage: „Wir würden an der Stelle gerne einen Platz schaffen, der für alle Menschen zugänglich ist und somit allen zugutekommt“. Allerdings denkt man hier bereits weiter und wirft Überlegungen ein, einen zweiten kleinen Weihnachtsmarkt gegenüber dem Heimathaus, direkt an der Ems einzurichten. Ein KI-generiertes Foto zeigt deutlich, dass die Idee einen gewissen Charme aufweist.

Jens Willerding hält sich bisher allerdings eher bedeckt und erklärt: „Wir werden gemeinsam überlegen, was genau mit der Fläche geschehen soll. Hier schlummert ein großes Potenzial, das gilt auch für den gegenüberliegenden Heimatverein, der bereits heute viele Aktionen und Veranstaltungen durchführt. Insgesamt möchten wir den ganzen Raum um den Ems-Altarm dauerhaft attraktiver gestalten, dazu gehört auch der Spieksee. Da uns das Grundstück nun der Gemeinde gehört, werden wir sicher zeitnah mit den Veränderungen beginnen, aber nichts überstürzen.

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