Das Bauunternehmen und Planungsbüro Günter Terfehr gilt in der Region Emsland als Vorreiter im Wohnungsbau. Gegründet wurde das Unternehmen von Günter Terfehr, der sich nun aus dem Baugeschäft zurückgezogen hat. Seit dem 01.01.2022 hat Günter Terfehr das Baugewerbe komplett an seinen Sohn Gerrit Terfehr übergeben. Noch aber ist er in vier anderen Firmen als Geschäftsführer tätig. Ein Gespräch mit ihm über seinen Anfang seinen Abschied und der Zeit zwischendrin.

Herr Terfehr, was war einst das Ziel als Sie dieses Unternehmen gegründet haben?

Zu Beginn hatte ich nur ein Ziel, Bauunternehmer werden. Das war von Beginn mein Wunsch, mein großer Traum. Ich hatte immer Spaß daran, etwas zu bewegen, unternehmerisch tätig zu sein. Dass daraus so eine große Sache geworden ist, stand nicht in Ihrem Drehbuch? Nein, das war auch gar nicht mein Ziel. Ich wollte, mit ein paar Leuten, selber mitarbeitend möglichst viel erreichen, um ein auskömmliches Leben zu haben. Sobald wir anfingen, überschlugen sich die Ereignisse. Die Zufriedenheit der Kundschaft war groß und ich konnte zu neuen Aufträgen schlecht Nein sagen. Da es zu dieser Zeit einfach war, Mitarbeiter zu finden, vergrößerten wir uns und das trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage.

Wieso war die Zeit schwierig?

In der Zeit 1984 lag die Konjunktur im Baubereich am Boden, niedrige Preise, hohe Zinsen. Viele Menschen konnten meinen Schritt in die Selbstständigkeit in dieser schwierigen wirtschaftlichen Zeit nicht nachvollziehen. Andere sind zu meinen Eltern mit den Worten, „wie kann der Junge das nur machen…“ Hinzu kam, meine Frau Agnes und ich waren bereits einige Jahre verheiratet und nach Sohn Jan, folgten in der Gründungsphase Dirk und Gerrit. Eigentlich – und so wurde es auch gesehen, war das ein großes wirtschaftliches Risiko. Wir hatten aber gar nicht viel zu verlieren, weil wir sowieso nichts hatten. Wir waren fleißig und hatten viel Unterstützung durch unsere Familien und Freunde, sodass alles immer erledigt wurde.

Nun, es sind viele Leute fleißig, das alleine reicht nicht aus.

Das ist richtig. Du brauchst auch sehr viel Glück. Mit der jugendlichen Unbekümmertheit, mit der wir daran gegangen sind, kannst du Glück haben, aber auch voll daneben greifen. Es war einfach für uns die richtige Zeit und viele Menschen haben es gut mit uns gemeint. Da ich schon immer großer Fußballfan – und leidenschaftlicher Spieler war, ergab sich auch viel aus dem Sport. Spieler wurden Kunden oder Mitarbeiter. Es war nicht abzusehen, dass diese Kontakte auf niedrige Ebene eine so große Rolle spielen können.

Wäre das heute noch möglich?

Ja, könnte sein. Es gibt diese „Type“ aber nicht mehr, die bereit sind alles miteinander zu verknüpfen: Familie, Sport und Firma. Aber bei uns hat das funktioniert. Bei Ihnen haben aber nicht nur Fußballspieler in der Firma gearbeitet? Nein. Damals konnte man sich die Mitarbeiter ja noch aussuchen und neben der fachlichen Qualität wurde schon gerne mal geschaut, wie sind die „sportlich drauf“. Ich habe gerne sportliche Leute um mich, habe dieses Hobby immer unterstützt und nie was verboten. Fußballer haben ein höheres Verletzungsrisiko, das war als Chef dann eben mein Risiko.

Das Baugeschäft ist aber nicht das einzige geblieben? Die Hotels auf Borkum und Ihre ganze Ideenvielfalt. War dies nur Zufall?

Ja. Die haben sich wirklich alle nur ergeben. Borkum war eine Laune von einem Borkumer Geschäftsmann, dessen Anlageobjekt wir in Papenburg gebaut haben. Er war sehr zufrieden und hat mich gefragt, ob Borkum kein Thema für mich wäre. Wir sind dann im Winter dort hin, aufgrund des Tourismus wird dort fast nur im Winter gebaut – und als der Auftrag geklappt hatte, sind aus einem Winter viele Winter geworden. Wir haben uns da angesiedelt und irgendwann baut man nicht nur Ferienwohnungen, sondern ein Hotel oder man erwirbt eins. Dieses kann man verpachten, verkaufen und wenn man Pech hat, dann bleibt man darauf sitzen und so ist mir das ergangen. Wir haben uns dann entschieden, das Hotel Hohenzollern selbst zu führen. Inzwischen existiert es bereits seit 2006 und so lange bin ich auch als Geschäftsführer tätig. Das Hohenzollern ist mein Flaggschiff. Ich habe gute Partner und wir werden das so auch weiter machen.

Ihre Beziehung zu den Niederlanden?

Die war schon immer da, ich habe da auch Fußball gespielt und den Verein in Veendam ein bisschen unterstützt, hier und da haben wir dort gebaut. Um die 2000er hat sich die Beziehung verändert. Wie vorhin schon gesagt, Anfang der 80er schwächelte die Wirtschaft, die 90er waren super, aber Anfang 2000 ging es der Baubranche nicht gut und wir bauten das EDZ. Dadurch konnten wir diese wirtschaftliche Krise gut überbrücken, weil wir im EDZ gute Partner hatten. Durch die dauerhaften Ausstellungen erreichten wir viele Menschen. Das waren auch viele Niederländer und das Interesse war unerwartet groß. So investierten wir in die Werbung nach Holland. So war das auch in der Corona-Krise, als nichts mehr ging – als kein Geld mehr hereinkam, haben wir über eine Millionen Euro in die Hotels investiert. Gegen den Trend zu investieren ist ein großes Risiko, kann aber auch eine Chance sein. Wenn ich derzeit die Zahlen sehe, sieht es so aus, als sei es die richtige Entscheidung gewesen.

In der Corona-Krise sind ja gerade in der Gastronomie Mitarbeiter verloren gegangen, ist der sogenannte Facharbeitermangel, kein Thema?

Doch auch für uns ist der Facharbeitermangel ein Thema, allerdings steuern wir gegen und bilden aus. Alleine im „Hohenzollern“ haben wir derzeit sechs Auszubildende, viele bleiben auch nach der Ausbildung. Wir sind der Meinung, man hat dann noch nicht zu Ende gelernt und bieten Mitarbeitern gute Perspektiven und Weiterbildungen an. Natürlich muss das Geld stimmen, aber wir fördern Mitarbeiter, wo wir nur können. Es braucht ein gutes Betriebsklima und wenn es Probleme gibt, muss man ein offenes Ohr haben. Jeder Mitarbeiter hat meine Handynummer und kann immer zu mir kommen. Natürlich auch zu den einzelnen Betriebsleitern, die wirklich gute Arbeit leisten. Egal ob im Strandhotel Hohenzollern, Familien- und Sporthotel und Bloemfontein, dem Sport- und Trainingszentrum „Borkum Sport“ oder der Gastronomie dieRhederei im EDZ in Rhede.

Sind Sie irgendwo selbst der häufigste Gast?

Genau hier in der „Rhederei“. Meistens arbeite ich hier, was soll ich oben alleine im Büro? Können Sie aufhören oder bleiben Sie graue Eminenz im Hintergrund? Wir hatten letzte Woche eine Schiffstour, eine coronabedingte nachträgliche Abschiedstour für meine Frau und mich vom Bau, die war superschön. Es war eine tolle, freundliche Stimmung und wir haben es genossen, dass Gerrit und seine Ehefrau Kirsten die volle Verantwortung hatten. Wir konnten lockere Gespräche führen, haben sehr viel Freundlichkeit von den Mitarbeitern erfahren, es gibt immer noch so eine gewisse Anerkennung – das war ein sehr schönes Gefühl. Ich weiß, dass dort alles gut weiterlaufen wird, und deshalb kann ich auch gut loslassen.

Gab es nie einen Moment, in denen Sie keine Lust mehr hatten?

Doch. Keinen guten Tag gehabt, kommst nach Hause, da wartet ein böser Brief auf dich und das Auto streikt auch noch. Jeder kennt solche Situationen. Hier gilt es anzupacken, alleine räumt sich das nicht weg und ich habe gelernt: Jede schwierige Situation ist auch eine Chance. Du musst an dich und an dein Umfeld glauben.

Und wann lassen Sie den Rest los?

Wir, meine Frau und ich werden uns nach und nach von den verschiedenen Firmen trennen – aber nur dann, wenn ich weiß, dass der Betrieb in guten Händen sein wird. Danach richtet sich der Zeitpunkt.

Und dann? Was wünschen Sie sich dann?

Dass es überall so weitergeht, wie auf der Betriebsfahrt. Vielleicht bin ich da ein bisschen harmoniebedürftig. Das diese freundliche Stimmung erhalten bleibt. Grundsätzlich: Im Betrieb, im Sport – auch, wenn es mal rumpelt. Überhaupt, dass der Welt die Freundlichkeit erhalten bleibt.

Herr Terfehr, ich bedanke mich für das Gespräch. A.T.L

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