Am 3. Juni finden in den Niederlanden landesweit Aktionen zum Gedenken an die Opfer der Hexenverfolgung statt. Mindestens 600 Personen werden am 3. Juni um 12 Uhr an mindestens 20 Orten in den Niederlanden zur gleichen Zeit weiße Blumen zum Gedenken an die Opfer der Hexenverfolgung niederlegen. Mit dieser Aktion ruft die Stiftung nationales Hexendenkmal zu einem physischen Denkmal im öffentlichen Raum auf.

Die Aktionen finden unter anderem in Amsterdam, Almen, Amersfoort, Appingedam, Harderwijk, De Peel (Mierlo), Delft, Den Haag, Maastricht, Nijmegen, Leiden, Onstwedde, Roermond, Schiedam, Sneek, Utrecht und Vlissingen statt. Dies sind nur einige der Orte, an denen die Hinrichtungen durchgeführt wurden. Auch in Oudewater, dem einzigen Ort, an dem die Angeklagten einen fairen Prozess erhielten und freigesprochen wurden, gibt es eine Gedenkstätte. Hier gedenkt man aller niederländischen Opfer der Hexenverfolgung.

Weiterhin soll nach Angaben der Organisatoren ein nationales Hexendenkmal aufgebaut werden. Den Hexenverfolgungen sind in Westeuropa schätzungsweise 50.000 bis 100.000 Menschen zum Opfer gefallen. Etwa 85 Prozent der Opfer waren Frauen, an denen im 16. und 17. Jahrhundert eine Verurteilung als Hexe exorziert wurde. Bis zum heutigen Tag gilt es für Mädchen und Frauen als schwierig: alleinerziehend zu sein, gleich viel Geld wie Männer zu verdienen, sich frei zu äußern, älter zu werden, ledig sein und stark zu sein.

Die Aktion wird von der Stiftung nationales Hexenmonument organisiert. Die Hexenverfolgung war das letzte große historische Massaker, über das wir uns an Karneval gerne lustig machen. Dabei trägt sie tiefste Frauenfeindlichkeit und Verachtung in sich.

Verhöre, Folter, Scheiterhaufen – die Hexenprozesse der Vergangenheit schockieren heute. Kaum ein Thema ist auch in Deutschland so klischeebeladen wie die Hexenverfolgung. Noch lange sind nicht alle Fragen über die dunkle Epoche der Hexenjagd in Deutschland, geschweige denn in Niedersachsen beantwortet. Bekannt ist, dass etwa im Raum Osnabrück zahlreiche Hexenprozesse geführt wurden. Mehr als 250 Menschen wurden wegen Hexerei hingerichtet. Ein Bürgerbrunnen mit der Szene „Hexenverbrennung” erinnert heute noch daran. Im Osnabrücker Bucksturm, der im 16. und 17. Jahrhundert als Folterkammer diente, erklärt eine Ausstellung die ideologischen Hintergründe und das Verfahren der Hexenverfolgung.

Der Hexerei bezichtigt wurden Bewohner in Niedersachsen aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch, allerdings wurde niemand mehr auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Streitigkeiten landeten nicht selten vor Gericht. Besonders das Lüneburger Land war davon betroffen: 1950 gab es insgesamt 15 Hexenprozesse in Lüneburg.

Die Aktion in den Niederlanden wird von der Stiftung nationales Hexenmonument organisiert und lädt auch alle Deutschen ein, weiße Blumen in den grenznahen Städten für die zu tote, gequälten Frauen niederzulegen.

 

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