Nach dem Tod komm ich
Der Letzte wischt das Blut auf …
Thomas Kundt und Takran Bagci
Thomas Kundt hat ursprünglich als Finanzberater für einen großen Konzern gearbeitet. Hobbymäßig aber interessiert er sich für alte Sachen und für Antiquitäten, liebt Haushaltsauflösungen und alte Trödelmärkte. Bei einem Grillabend hat ihm dann ein befreundeter Kripobeamter gesagt: „Mach doch Tatortreinigung. Wir brauchen immer Leute, die sauber machen. Dann kommst du an coole Wohnungen ran, da bist du der erste.” Also hatte er sich Visitenkarten gedruckt und ein Nebengewerbe angemeldet und sich gedacht, so schwer könne das schon nicht sein. Genau hier beginnt der neue Job von Thomas Kundt.
: »Herr Kundt, die Kriminalpolizei will mit Ihnen sprechen!« Die Stimme von Frau Kaiser, unserer Sekretärin zitterte, als sie mir den Hörer hinhielt. Die Kripo? Mit mir?!Ich nahm das Gespräch an, ohne zu wissen, was da auf mich zukam. Vielleicht war es eine Verwechslung? »Hier ist Kriminalkommissar Wiese von der Mordkommission«, sagte eine strenge männliche Stimme, »spreche ich mit Thomas Kundt?« Ich nickte stumm in den Hörer.
Kriminalkommissar Wiese hatte keine Handynummer und so hatte er in direkt in der Finanzfirma angerufen. Die Sekretärin horchte, sie konnte sich nicht zusammenreimen, was die Kriminalpolizei einem biederen Finanzberater, wollte. Thomas Kundt fragte sich währenddessen, ob er jemanden aus Versehen zu Tode gelangweilt hatte. Der Beamte sprach von Selbstmord und das alles sauber muss, und langsam begriff Kundt, dass er es hier mit seinem ersten Fall zu tun hatte.
Ziemlich verwirrt rief er seine Mutti an und fragte nach den besten Reinigungsmitteln, die sagte direkt„Dann hol mich ab, ich komme mit'”, erzählt Kundt. Er fuhr vom Büro direkt zum Baumarkt gefahren, kaufte Schutzanzüge, holte seine Mutter ab und raste mit ihr zum Tatort. „Und Gott sei Dank war sie dabei, weil ansonsten – keine Ahnung, was ich da gemacht hätte, aber zumindest keine professionelle Tatortreinigung”, sinniert er. Im Gegensatz zu ihm putzte seine Mutter direkt los, während er noch vor Ort entschied, das ist seine erste und letzte Reinigung. Allerdings ist das Jahre her.
Thomas Kundt berichtet in seinem Buch „Nach dem Tod komm ich“ von seiner Arbeit, die erst nach dem Ableben so richtig losgeht. Dabei erzählt er nicht nur um Gewaltverbrechen, sondern auch um Menschen, die aufgrund von Einsamkeit allein sterben, ohne dass es jemand bemerkt. „Einsamkeit macht krank, und wir haben halt mittlerweile eine Gesellschaft, die daraufhin abzielt. Sehr viele Leute sind sehr einsam”, bemerkt Kundt. Und erzählt von Messies, bei deren Wohnungen er mehrere schweißtreibende Wochen benötigt, um sie auszuräumen. Gerade in Ballungsgebieten, wo viele Menschen – zum Teil sehr anonym – nebeneinander leben, komme es häufiger zu Einsätzen, nachdem Tote lange Zeit unbemerkt in ihrer Wohnung liegen. “Bis es mal etwas stärker im Treppenhaus riecht, das Wetter umschlägt oder auf einmal Maden unterm Fußabtreter zu finden sind. Der Tatortreiniger bringt einem sein düsteres Expertenwissen mit einer fast schon unbekümmerten Leichtigkeit näher. Wie riecht Leichengeruch? Oder woran erkennt man, wie lange ein toter Mensch schon gelegen hat?Eine tragikomische Geschichte über den Tod, das Leben und vor allem über das Menschsein.
ISBN | 978-3-423-26310-8 |
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Verlag | dtv |
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Danke an die Heiko Neumann Public Relations für das Sponsoring der Bücher!