Eine Cannabis-Freigabe ist laut Gesundheitsminister Lauterbach 2024 möglich. Ob das klappt, hängt nun an der EU.
Die Cannabis-Pflanze gehört zur botanischen Gattung der Hanfgewächse, die Pflanze enthält mindestens 60 unterschiedliche Cannabinoide, von denen einige psychoaktiv wirken. Es gibt es eine weibliche und eine männliche Form der Pflanze, nur die weibliche Form “Cannabis sativa” enthält genügend THC, der einen Rausch zulässt. Dabei ist die Cannabispflanze weit mehr als ein Rauschmittel. Viele ihrer Wirkstoffe haben nützliche Eigenschaften für die Gesundheit. Besonders der Wirkstoff Cannabidiol, auch kurz CBC genannt, hat positive Wirkungen auf den Körper. Er kann dabei so aus der Pflanze extrahiert werden, dass der Wirkstoff THC gar nicht oder kaum vorhanden ist. Wenn wir also von Hanf oder Cannabis sprechen, gilt es, zwei vorherrschende Wirkstoffe zu unterscheiden, die beide in der Pflanze vorkommen.
1. Das CBD oder Cannabidiol. Die CBD-Wirkung ist entzündungshemmend, beruhigend und schmerzstillend. Spricht man heute von Cannabis Öl, wird meist „CBD-Öl” gemeint, in dem CBD der vorherrschende Wirkstoff ist.
2. Das THC, auch Tetrahydricannabinol genannt. Es wirkt psychoaktiv, berauschend, schwindelerregend, aber auch schlaffördernd und stark schmerzstillend. In den meisten CBD-Ölen ist entweder gar kein THC enthalten oder der THC-Gehalt liegt unter 0,2 %, sodass eine Rauschwirkung ausgeschlossen ist. Wer aus gesundheitlichen Gründen den Wirkstoff THC nutzen möchte, muss daher auf extra medizinische THC-Produkte zurückgreifen, die bislang nur auf Rezept zu erhalten sind. Nutzhanf betrifft diese Regelung nicht, denn Nutzhanf darf seit 1996 in Deutschland angebaut werden. Die einzelnen Bestandteile der Pflanze, also Fasern, Samen, Blätter und Blüten, werden zur Herstellung ganz unterschiedlicher Produkte benötigt.
Die Freigabe von THC ist umstritten.
Wenn die Regierung über die Freigabe von Cannabis berät, ist hier der Wirkstoff THC gemeint. THC ist nämlich genau der Wirkstoff, für den die Hanfpflanze als Droge in Verruf geraten ist. Ihre auch sehr nützlichen Wirkungen auf den menschlichen Körper sind dadurch lange in Vergessenheit geraten.
Warum sollte man THC in hochkonzentrierter Form überhaupt konsumieren, wenn es ein Rauschmittel ist?
Auch THC kann positive Wirkungen auf den Körper haben. So wirkt es stark schmerzlindernd, appetitanregend und soll auch positive Eigenschaften bei Tourette-Syndrom, Epilepsie, Spastik oder Restless-Legs-Syndrom haben. Um die Jahrhundertwende wurde THC auch in Europa in verschiedenen Ländern als Medikament eingesetzt. Durch Einschränkungen bedingt durch zwei Weltkriege, wurde es immer schwieriger, hochwertigen Hanf nach Europa zu importieren. So verschwand THC aus der europäischen Apotheke, aus Studien und Köpfen.
Kürzlich hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Eckpunkte zur geplanten Legalisierung von Cannabis vorgestellt. Demnach sollen Kauf und Besitz von Cannabis (THC) künftig in Grenzen erlaubt sein, Werbung jedoch verboten bleiben. Nach dem Entwurf sollen künftig Kauf und Besitz von 20 bis 30 Gramm Cannabis ab einem Alter von 18 Jahren grundsätzlich straffrei sein. Auch der Eigenanbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen soll erlaubt werden. Die Menge des berauschenden Wirkstoffs THC im legalisierten Cannabis darf maximal 15 Prozent betragen.
Kiffen liegt im Trend.
Während insbesondere junge Menschen immer seltener zu Tabak und Alkohol greifen, steigt ihr Konsum von Cannabis seit Jahren an. Um “cannabisbedingte Gehirnschädigungen” zu verhindern, sollen Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren nur Produkte mit einem reduzierten THC-Gehalt (angedacht sind höchstens 10 Prozent) kaufen dürfen. Für ältere Konsumenten gilt diese Einschränkung nicht.
Geplant ist eine vollständige Entkriminalisierung von Cannabis. Wenn die neue Regelung in Kraft tritt, sollen auch laufende Ermittlungs- und Strafverfahren eingestellt werden. Derzeit wird geprüft, ob die Legalisierungspläne mit EU-Regelungen vereinbar sind.