Ich treffe Addie Rozema in der blauen Stadt bei Winschoten. Dreimal schon waren wir verabredet, bisher kam der Termin aus Zeitgründen nie zustande. Im Laufe von vielen Jahren spricht man mit Stars, Politikern und Sternchen, mit einem Stararchitekten hatte ich mich allerdings noch nie unterhalten. Ich denke an Casa Padrinao und italienische Versace-Sofas und erwarte neben Können und Kunst viel Hype um Nippes.

Dort angekommen bekommt mein Bild direkt Risse, ich erkennen direkt vor mir steht ein bodenständiger Mensch mit großen Träumen. Er zog neben seiner Firma für Innenarchitektur Zoingericht in Groningen ein eigenes Label mit dem Namen Adeo Design auf. Aus einer bereits entworfenen Tischkollektion hat er für den Esstisch „sexy” einen besonderen Couchtisch erschaffen und wurde damit der Award Winner 2018-2019 im Bereich Möbel.

Als Innenarchitekt arbeitet er inzwischen nicht nur für niederländische, sondern auch für große deutsche Firmen, Betriebe und Fußballclubs. Auf die Frage, ob denn die Firma Zoingericht für ihn nicht ausreiche, beschreibt er nicht seine Sicht der Dinge, sondern seine Lebenseinstellung. „Ich habe mich als Kind schon immer gefragt, was man nicht alles aus den Dingen bauen könnte, egal ob das ein Treibholz oder ein Stein war. Ich sehe in allen Dingen meines Umfeldes Dinge, aus denen etwas Schönes entstehen kann. Wenn ich einen Raum plane und einrichte, baue ich natürlich auch etwas auf, aber etwas aus einem Naturstoff zu bauen ist noch etwas anderes. Man muss die Natur begreifen, um die Welt zu verschönern. Die Schöpfung liegt vor uns. „Sieh Dich um“ war immer mein Motto und so habe ich Adeo Desin gegründet, um dort Dinge aus der Natur zu verarbeiten. Die Produkte sind aus ungewöhnlich schönem Massivholz und sehr gut verarbeitet, dabei kommt es mir immer auch auf die Bindungen zwischen den einzelnen Gliedern an”.

Warum alle seine hergestellten Produkte Namen tragen, möchte ich wissen. „Nun, als meine Mutter starb, gab ich ihren schönen Namen meinem Möbelstück und einem anderen den Namen Renso, der Name meines verstorbenen Bruders. Immer dann, wenn jemand bei mir Möbel mit diesem Namen bestellt, denke ich an sie. Das war mir wichtig. Aber auch viele andere Möbel tragen die Namen von Familienangehörigen”.

Aber auch Adeo Desin hat während der Corona-Zeit gelitten, wie ich erfahre. „Ich habe ja mit Adeo Desin erst kurz vorher Erfolge gefeiert, den Award gewonnen und da das so war, dachte ich, dass ich jetzt damit auf Messen fahre, um die Serie bekannt zu machen und weitere Einrichtungshäuser finde, die diese Möbel in ihre Kataloge aufnehmen. Das war natürlich nicht günstig, aber erfolgreich. Ich knüpfte 2019 viele neue Kontakte, die durch Corona teilweise in Vergessenheit gerieten. Man konnte nur schwer ins Ausland gehen, die Menschen hatten andere Sorgen. Nun fange ich im Prinzip wieder ganz vorne an. In den letzten Jahren stand Zoingericht sehr im Vordergrund. Ich hoffe jedoch, dass Adeo Desin wieder mehr Gewicht bekommt”.

Ich konfrontiere ihn mit seiner Aussage: „Ich schreibe meinen eigenen Designstil, weil ich anders denke und sicher nicht in der Schlange laufe, um zwölf von einem Dutzend zu sein. Ich möchte anders sein als andere und das versuche ich auch, eigentlich bin ich sehr stur”. Er lächelt und sagt: „Das stimmt. Ich kann nicht nur Dinge tun, weil sie schnell möglich oder kostengünstig sind. Dann könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen. Für mich muss eine Wohnung, ein Raum- alles, was ich ausstatte, aber das, was ich entwerfe, Kreativität und Perfektion enthalten. Ich plane alles bis ins letzte Detail. Es ist schwer für mich, darunter‘ zu arbeiten, das wäre, als würde ich mich selbst verraten”. Was er sich für die Zukunft wünscht, möchte ich wissen: „Natürlich möchte ich gerne mit Adeo Desin durchstarten und Zoingericht weiter erfolgreich betreiben. Diese Wünsche sind aber der Gesundheit und dem Frieden untergeordnet. A.T.L

 

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