Für viele Menschen auch in Deutschland ein unerfüllter Traum. In Groningen wird er gelebt.
Lange Kanäle, schmale Gebäude mit steilen Eingängen und gepflasterte Straßen: Schwimmende Häuser reihen sich links und rechts an den Grachten entlang. Manche sind alt, gemütlich und auf ihren Dächern wachsen Blumen. Die Anfänge des Hausbootes in Frankreich liegen in den Jahren zwischen 1920 und 1930. Zahlreiche Künstler in Paris transformierten alte Pénichen (Lastschiffe) in bewohnbare Hausboote für einen entspannten Urlaub auf dem Wasser. Die Preise für Wohnraum in Paris waren bereits damals astronomisch hoch. Das bekannteste Hausboot zu der Zeit war wohl die des Malers Saint-Maur.
In den Niederlanden entstand der Trend mit den Hausbooten aus eher anderen Gründen. Aufgrund der permanenten Bedrohungslage durch Hochwasser, machten die Niederländer wie so oft, aus der Not eine Tugend. Schwimmende Häuser haben hier den Vorteil, dass sie sich dem Wasserpegel anpassen können. Zudem gibt es gerade in den Niederlanden eine Weiterentwicklung der traditionellen Hausboote: Die Floating Homes unterscheiden sich kaum von normalen Häusern auf dem Land. Hausboote sind nicht nur perfekt für den Sommerurlaub, sondern auch für kalte Jahreszeiten geeignet. Bodentiefe Fenster, eine großzügige Terrasse – selbst kleine Kräutergärten kann man auf den Hausbooten in Groningen ausmachen. Hausboote als Lösung gegen den Wohnungsmangel?

Ein Gespräch mit Michael Oehmcke, studierter Schiffbauingenieur in Hamburg zu Hause und kreativer Kopf der Firma Hausboot Hafen Hamburg GmbH.
Herr Oehmcke, Sie bauen ökologische Hausboote. Wo ist da der Unterschied zu herkömmlichen Booten?
Die Aufbauten unserer Hausboote bestehen aus heimischen Hölzern, die Rümpfe aus seewasserfestem Aluminium. Wir bringen ökologische Rohstoffe und Dauerhaftigkeit in unseren Booten zusammen. Außerdem verbauen wir bespielsweise Solaranlagen mit Speichern, Verbrennungstoiletten oder Bio-Kläranlagen um die Autarkie zu erhöhen.

Sie bauen nur Boote, in denen Sie selbst leben würden. Was genau macht denn ihr Leben aus?
Ich reise gerne, bin mobil an Land und zu Wasser. Ständig in Bewegung sein passt zu unserer Firma und auch zum Leben. Als Sohn begeisterter Angler lag der Bootsbau nah. Mit gesunden, ökologischen Baustoffen ist das Leben auf dem Wasser noch angenehmer – Qualität und Nachhaltigkeit sind mir privat und in unserer Firma wichtig.

Gibt es einen Grund, warum in Deutschland so wenig Hausbootplätze zur Verfügung stehen? In Papenburg, in Westerwolde in der kompletten EmsDollart Region gibt es unendlich viele Kanäle, die man als Wohnraum nutzen könnte. Zum Teil wären Hausboote auch schöne Hingucker – gibt es einen politischen Grund, warum man diesen Platz nicht nutzen will?
Über politische Gründe kann man nur mutmaßen. Wir wünschen uns für kommende Projekte Unterstützung aus der Politik und denken das Hausboote einen wichtigen Beitrag leisten können – als Wohnraum und zur touristischen Nutzung.Oft sind die Gründe technischer Natur, ein Hausboot benötigt Ver- und Entsorgung. Strom, Wasser und Abwasser müssen zum Boot und wieder weg transportiert werden. Diese Infrastruktur ist teuer, deshalb lohnen viele Projekte nicht. Mit autarker werdenden Hausbooten lässt sich dieses Problem lösen. Strom kann selbst erzeugt werden, Wasser kann gefiltert und Abwasser gereinigt werden. Da sehen wir eine große Zukunft und das Beste ist: technisch ist das bereits umsetzbar.

Wie sehen Sie die Zukunft der Hausboote, werden Sie als Wohnraum in der Zukunft eine maßgebliche Rolle spielen?
Hausboote können einen Beitrag zur Entspannung des Wohnungsmarktes leisten. Durch das Wohnen auf dem wird der Bezug zur Natur gestärkt, die Zukunft ist ökologisch!

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