Einer der Vorreiter des Uhrumstellens war Benjamin Franklin der den hohen Verbrauch von Kerzen bemängelte und daher eine Zeitumstellung forderte. Ob der Hintergrund der Überlegungen tatsächlich mit dem Sparen zu tun hatte, bleibt ungewiss. Mit dem Umstellen von der Sommerzeit zur Winterzeit kehren wir lediglich zur Normalzeit” zurück, denn eine Sommerzeit gibt es in der Natur nicht. Ziel der eingeführten Sommerzeit in Deutschland war es, nach dem Schrecken der Ölkrise von 1973 das Tageslicht besser zu nutzen und so Energie einzusparen. Allerdings wurde dieses Ziel nie erreicht. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wird zwar am elektrischen Licht gespart, dafür wird in den kühlen Monaten am Morgen mehr geheizt. Die Mehrheit in Deutschland spricht sich gegen die Zeitumstellung aus. Das zeigt zumindest eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der Krankenkasse DAK. Drei Viertel der Bevölkerung halten die Zeitumstellung für überflüssig.

Tatsächlich lassen sich Vorteile schwer erkennen: Schichtarbeiter, die in der Nacht der Zeitumstellung arbeiten müssen, arbeiten eine Stunde länger, die oft nicht bezahlt wird. Kinder, aber auch Tiere, sind von der Zeitumstellung betroffen. So werden Kinder wegen des Schlafmangels unkonzentrierter, wodurch die Leistung in der Schule sinken kann. Für den Monat nach der Umstellung auf die Sommerzeit werden durchschnittlich 20 Prozent mehr Unfälle verzeichnet. Da die Wildtiere, die in der morgendlichen Dämmerung Nahrung suchen, plötzlich im morgendlichen Verkehr stehen. Für die Deutsche Bahn stellt die Zeitumstellung jedes Jahr eine große Herausforderung dar, da 120 000 Uhren umgestellt werden müssen, um den Zugverkehr zu gewährleisten. Warum bleibt uns dann die Zeitumstellung erhalten?

Die Zeit”, so Karlheinz Geißler, „sei schon lange zu einem Herrschaftsinstrument der Mächtigen geworden. Im 19. Jahrhundert stellte jeder Landesfürst seine Uhren anders ein. Er war Herr über Raum und Zeit. Und das sei heute noch so. Von den europäischen Regierungen wurde die Sommerzeit eingeführt und Wladimir Putin hat die Uhr um zwei Stunden verstellt, einfach weil man es kann”. Ist das so? 

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland keine einheitliche Zeit. Man orientierte sich an der Sonne und somit konnte es passieren, dass zwischen Berlin und München mehrere Minuten Zeitunterschied lagen. 1916 wurde dann im Deutschen Kaiserreich erstmals die Sommerzeit eingeführt – ehe sie drei Jahre später zur Zeit der Weimarer Republik wieder abgeschafft wurde. Im Dritten Reich wurde in der “Normalzeit” also der Winterzeit gelebt. Erst ab dem Kriegsbeginn wurde die Sommerzeit wieder eingeführt, damit die Angestellten der Rüstungsindustrie eine Stunde länger bei Tageslicht arbeiten konnten

Denn Zeit ist Geld, so heißt es und Zeit dient der Macht. Diejenigen, die außerhalb dieser vorgegebenen Zeitnormen leben können, haben in der Regel alle Zeit und das Geld, ihre Zeit einzuteilen. Meistens sind es auch die Menschen, auf die man gerne wartet. Während die anderen, die ihre Zeit nicht einteilen können, warten müssen. Im Jahr 2008 meldete die Schweizer Börse 3000 Finanztransaktionen pro Sekunde – 1996 waren es erst 45 pro Sekunde. Die Ökonomie verrechnet Zeit in Geld. Zeit, diese Qualität von Geld zu geben, ist erst möglich, seit es mechanische Uhren gibt. Die Erfindung der Uhr ist damit die Voraussetzung und Geburtsstunde des Kapitalismus.

Vor der Erfindung der Uhr war es nahezu unmöglich, die Aktivitäten der Menschen zeitlich genau zu koordinieren und sie zu kontrollieren. Mit der Einführung der Stechuhr war es nahezu ein Kinderspiel. Im Dienste der Genauigkeit erfand man sogar eine Sekunde, die in der Natur nicht vorhanden ist, genauso wenig wie die Stunde.

Mit den Gewerkschaften und Kirchen führte man neue Arbeitszeitmodelle zusammen. Selbst Familienpolitik, so hatte es die damalige Ministerin von der Leyen explizit geäußert, ist ebenfalls Zeitpolitik. Allerdings ist die Zeit nicht erst seit dem 17. Jahrhundert ein Macht – und Kontrollinstrument. Aber erst im Zeitalter der Industrialisierung wurde es wegen der Massenproduktion mechanischer Uhren möglich, bestimmte Zeitpunkte gültig festzulegen. So erhielt die Uhrzeit immer mehr gesellschaftliche Relevanz und wurde zum Mittelpunkt einer sich formierenden Industriegesellschaft.

Das Leben und seine Zeit sollten mit der Uhr gleichgeschaltet werden, mit den Erfordernissen des Zeitplans und der Effizienz”, schreibt der amerikanische Soziologe Jeremy Rifkin in seinem Klassiker „Uhrwerk Universum“. Zeit allerdings, wurde schon im römischen Reich als Instrument benutzt. Selbst der Kalender wurde mehrfach geändert.

Mehr dazu: https://emsdollart.eu/die-beeinflussung-der-zeit/

Hinweis: https://www.buecher.de/shop/wissenschaft-populaer/alles-eine-frage-der-zeit/lesch-haraldgeissler-karlheinz-a-geissler-jonas/products_products/detail/prod_id/60484181/

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