Papenburg. Der Fachkräftemangel im Emsland ist seit Jahren ein Thema und der demografische Wandel wird den Mangel an Fachkräften im Emsland noch verschärfen. Das erklärte kürzlich Alexander Burstedde vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Obwohl das Problem ganz Deutschland betrifft, liegt nicht der Osten Deutschlands, hinsichtlich fehlender Fachkräfte an erster Stelle, sondern Niedersachsen. Da dieses Problem auch in den Niederlanden vorhanden ist, stellt sich die Frage ob das Problem nicht eher die Frage des demografischen Wandels mit sich bringt. Ein Gespräch mit Hermann Schmitz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Pascal Albers und Kreishandwerksmeister Heinz Kauscher.

Herr Schmitz, es sind 2015 über drei Millionen junge Menschen ins Land gekommen, haben die nicht zur Entspannung des Fachkräftemangels beigetragen?

Natürlich hat das ein bisschen Entspannung gebracht, man konnte immerhin 15 Prozent der Menschen in Berufe unterbringen. Das reicht aber definitiv nicht aus. Es braucht einen langen Atem bis schutzsuchende Menschen am Arbeitsmarkt integriert werden.

Heinz Kauscher: Wir suchen junge Menschen, die sich an uns binden wollen. Die eine Ausbildung machen, durch die Unternehmen gefördert werden, ihren Meister machen und in der Firma bleiben und natürlich gut bezahlt werden.

Vielen Geflüchteten aus 2015 war dieser jahrelange Weg der Ausbildung schwer zu vermitteln. Sie wollen direkt Geld verdienen, was in gewisser Weise auch verständlich ist. Aber selbst wenn sie Jahre als ungelernte Kräfte in der Industrie arbeiten, werden sie nie die Summen verdienen, die Fachkräfte nach einer Ausbildung später im Handwerk erhalten.

Viele dieser Flüchtlinge sind aber auch in die Städte gezogen, wollten oder konnten nicht im Emsland leben.

Hermann Schmitz: Das Emsland ist eine der schönsten Regionen Deutschlands, das man bewusst aktiv erleben sollte. Das ist meine tiefste Überzeugung. Auch für junge Menschen gibt es unzählige Sportvereine und Möglichkeiten. Der Landkreis und auch die Stadt Papenburg tragen das auch sehr gut nach außen.

Wie sieht Ihre Lösung im Bereich Fachkräftemangel aus, Herr Kauscher?

Wir sind als Firma schon lange dazu über gegangen, als eine von vielen Lösungen auch Menschen aus den östlichen Ländern in die Firma zu holen und das klappt sehr gut. Wir bilden sie aus, oft setzen wir sie auch direkt in Städte ein, wo wir langjährige Baustellen haben. Sie bekommen eine Wohnung, wenn alles gut läuft und eine Familie in zum Beispiel Kroatien vorhanden ist, holen wir sie nach. Wir möchten nicht ausbeuten, sondern integrieren. So kann man Menschen zum Umdenken bewegen. Sie fühlen sich wohl hier, arbeiten in einem Team. Im Handwerk wird Zusammenarbeit und Arbeitsklima großgeschrieben. Ich weiß das, die Jahre auf dem Bau gehören zu den schönsten meines Lebens.

Pascal Albers: Ich glaube, gerade dieser große Zusammenhalt, scheint mir extrem wichtig hervorzuheben. Er macht das Handwerk aus. Das scheint für die Menschen aus östlichen Ländern auch eine wichtige Grundlage zu sein, die sich mit unserer Kultur gut vereinbaren lässt. Von daher sehen wir den Weg der Integration auch als einen richtigen an.

Hermann Schmitz: Handwerker verdienen heute oft mehr Geld, als Menschen, die studiert haben. Das wird in Zukunft noch viel deutlicher werden. Heute aber hat sich die Meinung durchgesetzt, dass jeder studieren muss, womit das Gleichgewicht gestört wird. Natürlich versuchen wir in Verbindung mit den Schulen, junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen, allerdings ist es ein Gesellschaftsthema, das nicht bei den Kindern beginnt. Im Handwerk gibt es hervorragende Perspektiven für sichere Arbeitsplätze und beruflichen Erfolg.

Heinz Kauscher: Wobei das Thema Umwelt für Jugendliche ein großes ist. Im Handwerk ist es ein Riesiges. Wer was für die Umwelt und Nachhaltigkeit tun will, kann es im Handwerk ernsthaft umsetzen. Denn wir sind es, die neue Technologien ausprobieren und anbringen. Nur mit genügend qualifizierten Handwerkern kann Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende und Infrastrukturausbau gelingen. Das ist ein Thema, welches nicht genug Gehör findet. Wenn ein Kind das „Zeug” für ein Studium hat, soll es studieren. Wenn es aber ständig tüftelt, baut und mit den Händen beschäftigt ist, dann sollte man als Eltern überlegen, was für das Kind der richtige Weg ist und es in seiner Begabung fördern.

Hermann Schmitz: Was die Niederländer betrifft, natürlich sind auch sie bei uns willkommen, leider haben sie ein ähnliches Problem, deshalb haben wir unter anderem den Weg nach Osten gewählt. Trotzdem an dieser Stelle: wir sind für alle Optionen offen.

Ich bedanke mich für das Gespräch. A.T.L

 

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