In der Naturreligion feierten die Menschen die Wintersonnenwende. Das einstige Yulefest, galt als ein heiliger Tag, da die längste Nacht des Jahres überstanden war und nun das Licht und das Leben zurückkehrten. Was unsere Vorfahren feierten, war aber nicht nur die Rückkehr des Lichts und der Wärme. Heute Nacht auf der Erde, in tiefer Dunkelheit, in den dunkelsten und stillsten Stunden, so glaubte man, bringt die Göttin Mutter Erde ein wiedergeborenes Kind der Sonne zur Welt.
Diese Nacht wurde daher auch die Nacht der Mütter oder Modranecht genannt. In der Nacht vor der Wintersonnenwende leitet die „Mütternacht” den heiligsten Tag der Yulezeit ein. Geweiht wurde sie den Müttern, den Dísen, den weiblichen Ahnen (den lebenden und den toten), den Göttinnen des Landes und der Sippe als Geburtshelferinnen, Schutzgeistern und Schlachthelferinnen. Alles, was tief im Schoß von Mutter Erde schläft, ruht nun in der dunklen Wärme, damit im Frühling alles blühen und Knospen tragen kann.
Das Christentum besaß ursprünglich keine Fest
Die Feier der Wintersonnenwende wurde durch das Christentum zu Weihnachten. Bereits im frühen Mittelalter wurde das heidnische Yulefest mit allen Einzelheiten in das heutige Weihnachtsfest integriert. Die Christen haben den Gedanken der Geburt des Sonnengottes zu Yule beibehalten und haben aus diesem Fest ihr Weihnachten gemacht, den Tag, an dem Jesus Christus geboren wird. Das ist umso beachtlicher, als die Kirche zunächst gar nicht daran dachte, die Geburt ihres Heilands zu feiern und erst recht nicht die Kraft der Mutter. Noch im dritten Jahrhundert war die „Feier der Geburt Christi“ als heidnische Unsitte bekämpft worden.
Das Christentum besaß ursprünglich keine Feste und bei einer ins Jenseits gerichteten Einstellung sah es auch keinen Grund, eine irdische Geburt zu feiern. Allerdings waren diese bodenständigen Volksanschauungen und heidnischen Bräuche nicht auszurotten. Es gibt eine Reihe an Beispielen aus vor patriarchalen Traditionen, die aus der Verehrung der Göttin als Mutter ein göttliches Kind gemacht haben, denn die Kraft der Frauen stellte gerade in der katholischen Kirche ein Problem dar, welches man ausblendete. Das bedeutet nicht, dass Jesus Christus nicht geboren wurde, im Gegenteil. Wie uns die Geschichte lehrt, wurde auch er bekämpft.
Die sogenannte Weihe-Nacht wurde in Heilige Nacht umgeschrieben. Trotzdem wurden viele alte heidnische Bräuche übernommen und wir benutzen sie wie selbstverständlich bis zum heutigen Tag. Damals wie heute wurde und wird das Haus mit immergrünen Pflanzen wie Tanne und Stechpalme geschmückt. Diese Pflanzen sollen viel gute Energie enthalten, da sie auch im Winter nicht ihre Farbe verlieren. Sie sollen Tod, Leid und Unglück vor allem im kommenden Jahr von der Familie fernhalten.
Ein friedlicher Gedanke
Welche Bedeutung auch immer diese „Weihe oder Heilige Nacht“ hat und hatte, sie auch als „Mütternacht“ zu sehen und Mutter Erde zu danken, die in fast allen Teilen der Welt mit Bomben beworfen wird, wäre zumindest ein friedlicher Gedanke. Gerade diese langen heiligen Nächte rund um die Wintersonnenwende eignen sich dafür, sie mit Gedanken an jene Frauen zu verbringen, die auf ihre Art und Weise Licht in die Welt gebracht haben – als Kinder oder auch in Form von zündenden Gedanken. Und an die, die derzeit in Kriegen, die sie nie begonnen haben und die sie nicht verstehen, um ihre Kinder bangen.
Das bedeutet nicht, nicht auch die Geburt des Lichts oder Jesus Christus zu feiern, denn alles ist mit allem verbunden und selbst bei den Germanen hat das Yulefest – oder die Mütternacht, so wie auch das heutige Weihnachtsfest mit dem „heiligen Abend“ begonnen.