Der Tod und der Umgang mit den Verstorbenen hat im Alltag der meisten Menschen heute wenig Raum. Es gibt kaum noch Gelegenheiten und Rituale, in denen wir uns mit denen beschäftigen, die uns vorausgingen. Dabei haben uns unsere Ahnen und ihre Themen oft mehr geprägt als wir es ahnen. Glaubenssätze, Perspektiven, Wunden und Geheimnisse unserer Ahnen nehmen wir mit in unser Leben und tragen sie von Generation zu Generation weiter. Die Ahnen waren für die Kelten und Schamanen sind ganz besondere und wichtige Helfer und Verbündete.

In der christlichen Tradition wurde das alte Ritual durch Allerheiligen ersetzt

Das Halloweenfest gilt heute vielerorts zu Unrecht als amerikanische Erfindung. Es stimmt zwar, dass die Art und Weise, wie heute Halloween gefeiert wird, kaum etwas mit den Traditionen unserer Vorfahren zu tun hat, dennoch reichen die Wurzeln dieses Brauchtums bis in die Vorgeschichte zurück. Der Name „Halloween“ („all hallows even“, der Vorabend von Allerheiligen) rührt zwar erst aus christlicher Zeit, die Ursprünge des Festes sind jedoch wesentlich älter und finden sich in ganz Europa. Der Ursprung findet sich bei den Kelten.

Der Versuch der Kirche, im Laufe der Christianisierung das „heidnische” Samhain zu verbieten gelang nicht und Papst Gregor IV verfügte im Jahre 837, dass die Toten am 1. November als „Allerheiligen” geehrt werden sollten. Die Protestanten führten dann im 16. Jahrhundert „All Hallowes Evening” als christliche Feier ein. Die Kirche wandelte Samhain um in Allerheiligen. Marketingstrategen entwickelten daraus später Halloween. Es bleibt festzuhalten, dass weder die katholische Kirche, noch das beste Marketing den Ursprung dieses Festes zerstören konnten. Gemäß unserem gängigen Kalender liegt das Fest auf dem 31. Oktober, doch traditionell gehört Samhain zu den 4 Mondfesten des Jahreskreises (Imbolc, Beltane, Lammas, Samhain) und wird traditionell am 11. Schwarzmond des Jahres gefeiert. Es ist das Fest im Rad des Jahres, das den Vegetationszyklus abschließt.

Die Feste hatten bei den Kelten mehrere Bedeutungen. Zum einen dienten sie der Kommunikation und den sozialen Gefügen, zum anderen haben sie einen sehr tiefen, religiösen Hintergrund. Sie dienten dem Gespräch mit Gott und der Natur. Da die Kelten ein einfaches Volk waren, welches sich selbst versorgte, war das Leben mit dem Jahreskreis unumgänglich. Saat, Pflege und Ernte bestimmten den Alltag. Das Leben und Erleben der Jahreszeiten in seiner Bedeutung für Land und Tiere waren Indikatoren für die Zukunft und das Leben.

Das wohl wichtigste Fest war Samhain: Am November-Vorabend ist der Schleier, der unsere Welt von der Anderswelt trennt, am dünnsten. In dieser Nacht soll es möglich sein, dass Bewohner der Anderswelt, Feen und Elfen sich unter die Menschheit mischen. Samhain bedeutet ebenfalls „Komm heim”, denn es ist auch die Zeit der Heimkehr. Die Herden wurden von den Weiden in den Stall getrieben und die Händler, Handwerker und Barden kehrten zu ihren Sippen zurück. Den Sommer über waren sie auf Wanderschaft, um Handel zu treiben, Lieder, Geschichten und Heilkräuter zu sammeln, ihr Wissen zu vermehren und sich mit anderen auszutauschen. Nun brachten sie all ihre Schätze nach Hause.

Zu Samhain steht die Anderswelt offen -so der Glaube, Vergangenheit und Gegenwart verbinden sich und die Geister der Ahnen werden wach. Durch das rituelle Gedenken leben sie in unserem Geist weiter. Samhain wurde mit der Zubereitung eines Abendessens zur Feier begonnen. Der Feiertag war dazu gedacht, ihn sowohl mit denjenigen zu begehen, die schon weitergezogen sind, als auch mit denen, die noch bei uns sind. Deshalb wurde symbolisch für einen weiteren Gast ein zusätzlicher Teller auf den Tisch gestellt.

Es gibt einige eher lockere Bräuche zu Ehren der Toten durch Samhain, aber der zugrunde liegende Tenor ist eine ernsthafte religiöse Praxis, die mit viel Kerzen und Feuer umhergeht. Die heutigen heidnischen Samhain-Riten sind uns in der westlichen Welt eher fremd geworden, aber sie sind durchaus wohlwollend, nach dem Motto: Wenn der Tod ein Anfang ist.

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