Bürgermeisterwahl 2021 in Papenburg

„Wir haben Mut zur Verantwortung“, so steht im Grußwort des Kandidaten der CDU, Pascal Albers. Im Gespräch mit dem Ems Dollart Journal wirkt er offen, insbesondere einer deutsch- niederländischen Zeitung gegenüber. Ein Gespräch mit ihm über sein Wahlprogramm und seinen Vorstellungen für Papenburg.Herr Albers, ich habe es in der Einleitung schon geschrieben. Sie finden die Beziehung zu den Niederlanden sehr wichtig. Wo genau sehen Sie die Vorteile der Stadt Papenburg?

Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Niederlanden ist für unser Papenburg in einem zusammenwachsenden Europa von größtem Wert. Wir leben unmittelbar an der Grenze. Die sich daraus ergebenden Potentiale für einen engen Austausch besonders über Wirtschaft, Bildung und Kultur müssen wir mit Blick auf mehr Lebensqualität für alle intensiver nutzen.Es gibt schon jetzt starke Wirtschaftsbeziehungen, die noch stärker ausgebaut werden sollten. Dadurch werden weitere attraktive Arbeitsplätze entstehen, die Fachkräfte in unsere Region ziehen. Auch werden die Einflüsse aus den Niederlanden unser Kulturleben bereichern.Wichtig ist mir zudem der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen der Universität Groningen und Papenburg. Über den medizinischen Bereich hinaus, sollten weitere Studiengänge und Kooperationen möglich sein. Von einem solchen Wissenstransfer profitieren am Ende alle.

Zu Ihrem Wahlprogramm. Sie wollen Wirtschaftsförderungsmaßnahmen, um Industrie und Gewerbe zu fördern und den Standort Papenburg für Industrie, Gewerbe und Handel äußerst attraktiv zu machen. Bedeutet was genau? Wo sollen die Vorteile für das Ansiedeln von Unternehmen liegen?

Die städtische Wirtschaftsförderung muss aktiv in die Unternehmen gehen, den ständigen Austausch pflegen und sowohl die größeren aber auch die kleineren und mittleren Firmen im Fokus haben. Ein gut funktionierender Mittelstand ist die Basis für Lebensqualität und soziale Sicherheit. Indem wir hier noch mehr unterstützen, sichern und schaffen wir Arbeitsplätze vor Ort. Die Nachfrage nach Gewerbegrundstücken ist ungebrochen hoch. Daher müssen wir weitere Gewerbegebiete in allen Stadtteilen ausweisen und besonders den Bokeler Bogen am Hafen verwirklichen. Wir müssen immer nach dem Motto handeln, gemeinsam mit den Unternehmen unbürokratisch und schnell Lösungen finden. Nur mit den Gewerbesteuern der Betriebe als wichtigste Einnahmequelle unserer Stadt können wir Investitionen in unsere Zukunft tätigen.Das Problem Fachkräfte im Emsland ist ja ein besonderes. Das Thema hat ja ebenfalls mit Wirtschaftsförderung zu tun. Selbst wenn Sie Firmen in Papenburg ansiedeln, braucht es oft Fachkräfte, die Sie oft nur durch eine lebendige Stadt erreichen. Ist es für einen Ingenieur aus Bremen, mit 15-jährigen Zwillingen spannend nach Papenburg zu ziehen? Mit dem Wissen, dass seine Kinder eine Diskothek oder Ähnliches eher verzweifelt suchen werden?

Papenburg hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt und wird städtischer. Es werden mehr Events und kulturelle Veranstaltungen angeboten, gerade auch für das jüngere Publikum, wie beispielsweise Classic versus Pop, Citybeats DJ-Sets oder auch Bandcontests. Es geht aber noch mehr: Es ist an der Zeit, dass intensiver nach Lösungen gesucht wird, einen Investor und einen Ort für einen Club mit Wohnzimmerfeeling zum Tanzen und Feiern zu finden. Auch ein Musikfestival sollte in Papenburg möglich sein. Ich bin zudem überzeugt, dass wir als grüne Stadt mit vielen Naherholungsgebieten und erstklassigen Bildungseinrichtungen punkten.

Da sind wir auch schon beim nächsten Punkt. In Ihrem Wahlprogramm steht, dass alle Generationen sich wohlfühlen sollen. Finden Sie, dass Papenburg – gerade für die Jugend – genug bietet?Ein attraktives Papenburg für alle – das ist mir ein großes Herzensanliegen. Wir müssen dabei die Interessen der älteren und der jüngeren Generation in Einklang bringen. Das ist stets eine enorme Herausforderung. Aber sicher ist: Gerade für die Jugend müssen wir noch mehr machen. Ein erster Anfang ist getan: Kürzlich haben wir einen neuen Skatepark am Jugendzentrum eröffnet, dafür hat die Stadtpolitik 300.000 Euro bereitgestellt. Der Park wurde zusammen mit vielen jungen Leuten entwickelt, ist weit über Papenburg bekannt und wird bereits hervorragend angenommen.

Wir müssen jetzt dranbleiben und weitere Freizeitangebote schaffen. Wir haben schon ein starkes Jugendzentrum am Marktplatz, u.a. mit dem JUZ-TV. Unsere Jugendarbeit muss aber noch breiter aufgestellt werden und zwar in allen Stadtteilen. Dazu zählt für mich bspw. auch ein neuer Bikepark am Obenende und ein endlich wieder zu eröffnender Jugendtreff in Aschendorf. Auch die Unterstützung des Ehrenamtes in unseren zahlreichen Vereinen ist eine wichtige Aufgabe. Die Vereine sind für unsere Jugend die erste Anlaufstelle, dort sind sie aktiv und engagieren sich.

„Der konsequente Abbau des Sanierungsrückstau wird Chefsache“, so haben Sie es angekündigt. Können Sie diese Entscheidung alleine treffen und wenn nicht, woher nehmen Sie die Sicherheit, eine Mehrheit bündeln zu können, die Ihr Vorhaben ebenfalls zur Chefsache macht? Und woher wollen Sie das Geld nehmen, um umfassende Renovierungsmaßnahmen durchzusetzen?

Ich selbst fahre gern und so oft wie möglich Fahrrad, und kenne den akuten Handlungsbedarf genau. Auf meine Initiative sind die politischen Beschlüsse zur Sanierung unserer Straßen und Radwege schon länger gefasst worden. Zudem haben wir zuletzt erneut die Geldmittel erhöht.

Nun muss endlich die Umsetzung der politisch beschlossenen Maßnahmen in Höhe von fast 10 Millionen Euro mit mehr Leidenschaft von der Verwaltung vorangetrieben werden. Ich verstehe den Unmut in der Bevölkerung. Es gibt kein Erkenntnisproblem, die Politik hat gehandelt. Nun ist die Verwaltung am Zug. Dies ist für mich auch ein Grund den Schritt vom Ehrenamt eines Ratsmitgliedes in das Hauptamt eines Bürgermeisters zu gehen. Die bereitgestellten Gelder müssen verausgabt werden, um dringend erforderliche Verbesserungen im Wegenetz zu erzielen.

Nach einer erfolgreichen Wahl werde ich einen Fahrradbeauftragen einsetzen, der Sanierungen und neue Mobilitätskonzepte im Fokus hat. Da müssen wir besser und innovativer werden. Auch zukünftig müssen wir Gelder bereitstellen, um Papenburg als Fahrradstadt 2.0 noch attraktiver zu machen. Ich sehe ein großes Potential dazu auch neue, überregionale Fördermittel einzuwerben.Digitalisierung scheint ein sehr wichtiger Punkt für Sie zu sein, zumindest wird der Begriff häufig von Ihnen verwendet. Sehen Sie darin nur Vorteile oder kann Digitalisierung nicht auch im Umkehrschluss sehr unpersönlich sein?

Digitalisierung kann Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie haben wir deutlich erfahren müssen, dass wir Aufholbedarf haben. Mit Blick auf Papenburg möchte ich, dass wir in unseren städtischen Schulen die digitale Infrastruktur weiter konsequent ausbauen und dass in unserem Rathaus alle Dienstleistungen rund um die Uhr verfügbar sind. Vieles ist auf einem guten Weg. So werden wir in Papenburg ein digitales Bauantragsverfahren mit Monitoring – früher als vom Landesgesetzgeber gefordert – umsetzen.

Gleichzeitig muss nach wie vor der persönliche Kontakt möglich sein. Im direkten Gespräch lassen sich oft auch unbürokratisch und schnell Hindernisse beseitigen. Individuelle Lösungen maßgeschneidert für jeden Einzelnen – das muss stets der Anspruch im Rathaus sein. Zudem möchte ich, dass wir erweiterte und flexiblere Sprechzeiten bis in die Abendstunden haben.

Sie haben das Schlusswort. Was ist Ihnen noch wichtig?

Es geht mir um das Miteinander. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam ein starkes Papenburg noch besser machen und auf ein nächstes Level heben können. Wir werden immer städtischer. Immer mehr Menschen wollen hier leben. Diese Entwicklung möchte ich hauptverantwortlich mitgestalten und dabei stets Wirtschaft und Naturschutz in Einklang bringen. Ebenso ist mir eine bürgernahe Verwaltung wichtig, die sich um alle Menschen in unseren Stadtteilen kümmert. Daher werde ich weiter mittendrin sein und bspw. Bürgersprechstunden im ganzen Stadtgebiet anbieten.

Danke für das Gespräch und viel Glück bei der Wahl am 12. September. A.T.L.