Superfood liegt seit vielen Jahren im Trend. Hersteller und Handel preisen – oft exotische – Lebensmittel an, in denen viele wertvolle Inhaltsstoffe stecken. Der Begriff „Superfood” ist allerdings keine rechtlich verbindliche Definition. Im Allgemeinen werden mit „Superfood” Lebensmittel bezeichnet, die ein besonders hohes Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen oder sekundären Pflanzenstoffen aufweisen. „Superfood” ist ein Modewort mit zahlreichen Gesundheitsversprechen; „Kann das Immunsystem stärken” oder „…den Cholesterinspiegel senken”. Noch vor wenigen Jahren wurden Apfelessig und Aloe Vera Gel genauso hochgelobt wie heute Chiasamen oder Quinoa. Was steckt hinter diesen Versprechen? Wissenschaftliche Belege für die Gesundheitsversprechen fehlen in der Regel. Weiterhin sind die Produkte oft in stark verarbeiteter Form und getrocknet und wärmebehandelt. Dadurch können Inhaltsstoffe verloren gehen und der gesundheitsfördernde Effekt wird reduziert.
Doch welche heimischen Alternativen gibt es und wie sieht es mit den Inhaltsstoffen aus? Kürzere Transportwege schonen die Umwelt und regionale Anbauer werden gefördert und unterstützt. Viele Menschen allerdings wissen nicht, dass heimische Lebensmittel oft dieselben Inhaltsstoffe und Wirkungen haben wie ihre vielfach beworbenen „exotischen” Superfood-Konkurrenten. Hier zwei Vergleiche von den Exoten zu den heimischen Sorten.
Chiasamen vs. Leinsamen
Chiasamen werden als “Superfood” gefeiert. Das weitgereiste Superfood peppt Porridge, Müsli und Smoothies auf und seine reichhaltigen Inhaltsstoffe gelten als Wohltat für Körper und Seele, mit ihrem Gehalt an Ballaststoffen, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren sollen sie die herkömmlichen Lebensmittel in den Schatten stellen. In Frauenmagazinen wird Chia als angebliches Geheimrezept für gesunde Haut und eine schlanke Figur angepriesen. Bei Chiasamen wird oft auf den hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren hingewiesen. Allerdings stehen diese dem Körper nur dann zur Verfügung, wenn der Samen (wie auch bei Leinsamen) geschrotet oder sehr gut zerkaut wurde.
Auch Leinsamen sind wie Chiasamen hervorragende Omega-3-Lieferanten. Das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren ist bei beiden Samen sehr gut. Beide Samen sind zudem gute Lieferanten für hochwertige pflanzliche Proteine, wobei Leinsamen etwas mehr Eiweiß enthalten, während Chiasamen mehr Vitamin A sowie Kalzium besitzen, sind Leinsamen reicher als Kalium und Vitamin E. In ihrem Gehalt an Eisen und Zink sowie Ballaststoffen sind sie fast identisch. Insgesamt ähneln sich Leinsamen und Chiasamen nährstofftechnisch sehr und Leinsamen ist den trendigen Chiasamen keineswegs unterlegen. Was Omega 3 angeht, haben Leinsamen sogar mehr zu bieten. Chiasamen, meist aus Lateinamerika, bedeuten lange Transportwege und dementsprechend ökologische Nachteile. Leinsamen sind wiederum in Deutschland beheimatet und somit auch regional zu bekommen und somit auch günstiger im Preis.
Auch Quinoa ist derzeit in aller Munde, kein Wunder, denn die glutenfreien Samen aus Südamerika sind eine wahre Gesundheitsbombe. Leider machen auch hier lange Importwege das Getreide nicht gerade zum nachhaltigsten Lebensmittel. Ist Hirse aus heimischem Anbau eine Alternative? Was ist gesünder?
100g Quinoa (roh):
Calcium: 25.00 mg
Magnesium: 198.00 mg
Eisen: 0.94 mg
Ballaststoffe: 6.86 g
100g Hirse (roh):
Calcium: 20.00 mg
Magnesium: 170.00 mg
Eisen: 9.00 mg
Ballaststoffe: 3.80 g
(„naehrwertrechner.de”)
Hirse schlägt Quinoa
Hinsichtlich ihres Gesundheitswertes überzeugen Quinoa und Hirse gleichermaßen. Beide sind reich an Eisen, Eiweiß und wertvollen Vitaminen und Mineralien. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit ist Hirse aus deutschem Bio-Anbau nicht zu übertreffen. Da Hirse allerdings auch oft aus China importiert wird, sollte man beim Kauf genau auf das Herkunftsland achten. Eine weitere tolle Alternative, die reich an Eiweiß und Eisen ist, sind Hülsenfrüchte wie Linsen und Kichererbsen. Chiasamen und Quinoa sind gesund und das sollen hier keineswegs bestritten werden. Dieser Text möchte nur darauf hinweisen, dass exotischer und teurer nicht gleich besser bedeutet. Denn auch in unserer Region wachsen tolle, nährstoffreiche „Super-Lebensmittel”.